Jahresbericht 2018

(Auszug; den vollständigen Bericht können Sie anfordern bei Epona-Stiftung für Pferd und Umwelt c/o Mermagen, Kesselstr. 15, 53797 Lohmar)

Ein weißes Pferd vor blauem Himmel

Ein gutes Jahr für unsere Pferde

Das Jahr begann mit dem Besuch unserer Pferdezahnärztin Matilde Duch. Die Berberstute Indu hatte wieder einen entzündeten Backenzahn, der gezogen werden musste. Als wir Ella ins Maul schauten, gab es eine böse Überraschung, zwei ihrer oberen Schneidezähne waren gebrochen, als ob sie einen Boxkampf gehabt hätte. Sie zu entfernen war eine größere Operation, die Ella tapfer über sich ergehen ließ. Danach waren wir alle erleichtert, vor allem Ella. Matilde ist eine wirkliche Könnerin, und wir sind froh, dass sie unsere Pferde behandelt, so dass sie sich voll dem Genuss der grünen Weiden und dem duftenden Heu hingeben können.

Vor allem Indu ging es 2018 immer besser. Die kleine Einzelgängerin knüpfte Kontakte und freundete sich sogar zeitweise mit dem einen oder anderen Pferd in der Herde an. Als der Winter vor der Türe stand, war sie gewappnet, rund und wohlgenährt mit einem glänzenden, dicken Fell. Sie war so hübsch wie seit langem nicht mehr.

Aloha
Die Zahnärztin Mathilde behandelt Indu

Wie ihre Mutter Indu, hatte unser Sorgenkind Aloha auch ein gutes Jahr. Sie lahmte kaum und unser Hufschmied Xesco war sehr zufrieden mit ihren Hufen, die wir täglich mit EM (Effektive Mikroorganismen) behandeln. Die inzwischen 7jährige Aloha hat immer Unsinn im Kopf, spielt verstecken, öffnet Tore, um Lukas das Futter zu stehlen, und kaum hat man sich umgedreht steckt sie den Kopf soweit durch den Zaun, dass man befürchten muss, sie gleich samt Zaun den Abhang runterkullern zu sehen.

Jumpy machte in diesem Jahr einen großen Fortschritt. Dank eines neuen Medikamentes konnte sein Hormonhaushalt verbessert und somit das Cushing Syndrom vermindert werden. Zum Ende des Jahres hatte er zugenommen und wirkte allgemein ausgeglichener.

Ein schweres Leben

Ella dagegen machte uns Sorgen. Die Beine schmerzten ihr oft. Umschläge mit Heilerde und auch Schmerzmittel brachten ihr Linderung. Unsere Pferdetherapeutin Silvia Marti Korff kam oft und behandelte Ella. Das tat ihr gut. Doch zum Ende des Jahres hatte sie abgenommen, und oft blickte sie uns aus müden Augen an. Wir wissen nicht genau wie alt Ella ist, aber Mitte 20 ist sie sicher, und sie hat kein leichtes Leben gehabt. Sie hat viele Fohlen geboren, wurde jahrelang als Schulpferd eingesetzt, eingezwängt zwischen Ausbindern und die schlechten Sättel und unerfahrene Reiter haben sie sehr mitgenommen. Treu zur Seite steht ihr Lukas, der nach Brills Tod, ihr bester Freund wurde. Und wenn Kosmos sie ab und zu besuchen kommt, spielen sie das verliebte Paar, der Ex-Traberhengst und die stolze Menorquina Stute.

Zu Gast in Paris

Vier Experten diskutierten auf Einladung der Epona-Stiftung auf der Messe „Salon du bien-être avec le cheval“ in Paris am 2. Juni 2018 über „Das Wohlbefinden der Pferde“ (Le bien-être des chevaux): Die Tierärztin Dr. Anna Evans ist vor allem für ihre Kommunikationsfähigkeiten mit Tieren weit über die Grenzen von Frankreich bekannt, der Hufpfleger Guillaume Parisot (www.podologie-equine-libre.net/tag/pel/) und der Therapeut Gautier-Jean Burgat, der mit ausgedienten Rennpferden arbeitet (www.audeladespistes.fr) sowie die Repräsentantin der Organisation „Au-delà des Pistes“, Julie Degand, saßen am Runden Tisch in Paris.

Tagung in Paris

Bedürfnisse der Pferde

Die Experten aus den verschiedenen Bereichen diskutierten über die Bedürfnisse der Pferde, die von den Menschen nur zu oft missachtet werden, über den Respekt, den wir den Pferden schuldig sind, ihre Gefühle und Empfindungen, ihre unterschiedlichen Persönlichkeiten und die Möglichkeit mit ihnen zu kommunizieren, sie zu verstehen und somit eine gegenseitige Beziehung aufzubauen, die von Respekt und Wohlwollen geprägt ist.

Anna Evans beschrieb, die vielfältigen Möglichkeiten und Auswirkungen der Kommunikation mit unseren Pferden: Sie ermögliche uns, die Essenz der Pferde zu begreifen, mit allem Respekt ihr Innerstes zu verstehen, ihre Emotionen, die negativen wie die positiven. Durch die Kommunikation sei der Weg der Co-Evolution geebnet, der nicht auf Ausnutzung und Ausbeutung basiere sondern auf der wohlwollenden Erkenntnis der Andersartigkeit, die wiederum Erkenntnisse über uns selber bringen könne und somit uns mit unseren Pferden ungeahnte Möglichkeiten bieten könne.

Der Hufpfleger Guillaume Parisot sprach über den sogenanntenAntispeziesismus, der den unterschiedlichsten Arten und Rassen ihre Eigenarten gewähre ohne eine Klassifizierung oder Hierarchie, dass kein Lebewesen das Recht habe andere auszunutzen und auszubeuten. Die fundamentalen Bedürfnisse der Pferde würden oft aus Unwissenheit oder Desinteresse nicht beachtet und genau dies führe zu den meisten Problemen, sagte Parisot. Es sei notwendig zurück zur Basis zu gehen, um zu verstehen und etwas zu ändern, um die Domestizierung des Pferdes zu erreichen: „Das beste Geschenk, welches wir wahrscheinlich einem Pferd machen können ist, nicht zu vergessen, dass es genau das ist: ein Pferd.“ Ausführlich berichtete Guillaume über das neu gegründete Institut Institut Francais Hippologie (www.institut-francais-hippologie.fr), wo sich Professionelle aus der Pferdbranche zusammengetan haben, um durch Aufklärung und Kurse zu erläutern und zu lehren, was Pferde natürlicherweise brauchen.

Indu
Zwei Pferde

Gautier-Jean Burgat sprach aus der Praxis. Er berichtete wie schwierig es oft sei ehemalige Rennpferde, die gewöhnt sind, alleine in Boxen oder auf schmalen, langen Paddocks zu leben, in eine Herde auf mehreren Hektar Land zu integrieren. Er sprach über die unterschiedlichsten Persönlichkeiten und dass jedes Pferd eine individuelle Behandlung brauche. Oft würden Verletzungen, die meistens schon chronisch geworden wären, den Weg in den Ruhestand erschweren. Bei seinen Ausführungen wurde deutlich wieviel Sensibilität, Achtsamkeit, Zeit, Widmung, Verständnis und Zuneigung nötig ist, um diese Hochleistungssportler wieder zu „normalen“ Pferden zu machen. Julie Degand sprach über die Möglichkeiten, diese dann wieder „normalen“ Pferde an neue Besitzer zu vermitteln, als Gesellschaft für ein Pferd, als Freizeit-Reitpferd oder einfach nur aus Freude einem Ex-Rennpferd eine zweite Chance und ein zweites Leben zu geben.

Das kommende Jahr

2019 wird die Epona-Stiftung zehn Jahre alt. Sie wurde am 17.Juli 2009 als selbständige rechtsfähige Stiftung durch die Bezirksregierung Köln anerkannt. Wir sind gespannt, was uns das Jubiläumsjahr bringen wird. Vor allem wenn unsere Schützlinge gesund und fröhlich sind, ist das ein Geschenk mit dem wir glücklich sind.

Annie Hansemanns berichtet von Brasilien und Eritrea:

Patenkinder und Uerê

Mateus
Talita

Die Lage in Brasilien wird immer schwieriger. Nach der Wahl fühlen sich Menschenrechtsorganisationen unter einem grossen Druck. Sie werden von der neuen, rechtsgerichteten Regierung als „Linke“ geoutet. Internationale NGO’s könnten im schlimmsten Fall sogar des Landes verwiesen werden. Dies sei im Wahlkampf zu hören gewesen, berichtete Annie Hansemanns, International Program Adviser Uerê. Menschen, wie Yvonne de Mello, Gründerin und Chefin von Uerê, die sich für die Rechte von Minderheiten und der Armen einsetzt, werden es schwerer haben und es steht zu befürchten, dass sie über die sozialen Netzwerke angegriffen werden. Das könne sich negativ auf die Spendenbereitschaft in Brasilien auswirken, befürchtet Annie Hansemanns.

Stolz sind wir auf unsere beiden Patenkinder, Mateus beendete das Schuljahr mit sehr guten Noten und auch Thalita wurde versetzt. Klicke auf die Buttons links, um weitere Informationen zu erhalten.

Eritrea

Annie Hasemann war im November 2018 für ArcheMed wieder in Eritrea. Sie schickte der Epona-Stiftung, die sich an dem Eselprojekt für alleinerziehende Mütter beteiligt, einige persönliche Impressionen:

Nachdem Mitte des Jahres 2018 der Friedensvertrag zwischen Äthiopien und Eritrea unterschrieben, die Grenzen zwischen beide Länder wieder geöffnet und der Flugverkehr zwischen Addis Abeba und Asmara erneut aufgenommen worden war, war die Bevölkerung voller Freude und Hoffnung, dass der National Service (der weit über die normale Militärpflicht hinausgehen kann) nun aufgehoben werde, weil keine Kriegsgefahr mehr bestehe. Trotzdem trauten einige Eritreer dem Frieden nicht so recht, und sie gingen über die Grenze nach Äthiopien. Man spricht von rund 50.000 Eritreern, darunter viele Frauen und Kinder, die in äthiopischen Flüchtlings-Camps ankamen und hoffen, dass sie irgendwie nach Europa reisen können. Da fast niemand einen Pass hat, ist eine offizielle Ausreise eher schwierig.

Village in Eritrea

In der Haupstadt Asmara konnte ich eine deutliche Veränderung feststellen: wo man früher leicht die Hauptstraße überqueren konnte, war jetzt Vorsicht angesagt. Viele Autos und noch mehr Fahrräder waren unterwegs. Getankt wird in Äthiopien, wo das Benzin sehr viel günstiger ist als in Eritrea. Überall hatten kleine Läden, Internetcafés, und sogar eine Parfümerie geöffnet. Während in den Hotels das Internet eher quälend langsam ist, war es in den Internetcafés für dortige Verhältnisse richtig flott. Die Lebensmittelpreise waren deutlich gesunken da äthiopische Händler kein Zoll und keine Einfuhrumsatzsteuer beim Grenzübertritt zahlen müssen. Über kurz oder lang wird der Staat Eritrea hier eingreifen müssen, da sonst Eritreische Händler wettbewerbsunfähig werden.

In November wurden dann auch die UN Sanktionen gegen Eritrea aufgehoben. Ich sah überall strahlende Gesichter, die Regierung hielt verheißungsvolle Ansprachen und zur Live-Musik wurde bis spät in den Abend getanzt. Es war eine richtig Aufbruchstimmung. Viele glauben, dass jetzt Investoren das Land überschwemmen werden und Arbeitsplätze schaffen. Ich bin da nicht ganz so optimistisch. Vor allem braucht es zunächst eine international akzeptable Gerichtsbarkeit, ein funktionierendes Bankwesen, eine Stromversorgung ohne Ausfall, fließendes Wasser und Kommunikationsmittel wie mobile Telefone und ein schnelles Internet. Das ist noch ein langer Weg. Da so schnell keine Arbeitsplätze in der Privatwirtschaft geschaffen werden können, wird der National Service realistisch betrachtet sicher nicht so schnell aufgehoben. Länder wie Saudi-Arabien, Dubai sowie China sind allerdings schon recht präsent im Land: Ausbau der Seehäfen, Finanzierungen, Goldmine, Lieferung von Petroleumprodukte und Maschinen, Ausbau Stromkraftwerk, usw. Das genügt jedoch nicht, um der Bevölkerung die notwendige Arbeit zu geben.

Alle Projekte von ArcheMed (www.archemed.org) laufen weiter wie gehabt. Das große Mutter-Kind-Zentrum (alles um die Geburt) in Keren wird voraussichtlich 2020 eröffnet werden. Sorgen macht uns der Mangel an Ärzten und Pflegepersonal – hier muss sich das Gesundheitsministerium stark machen, damit ein so großes Krankenhaus gut laufen kann.

Die Europäischen Kinderkardiologen konnten erneut viele Kinder erfolgreich am Herzen operieren. Sie können die oft langen Wege in die Schule gehen und in der Familie helfen, das Vieh hüten und Wasser holen.

Girls from Eritrea
Ein Mädchen auf einem Esel in Eritrea

Die internationalen Neonatologen, Geburtshelfer und Säuglings-Intensivschwestern trainieren das lokale Personal in diversen Krankenhäuser in der Versorgung von zu früh und kranken Neugeborenen. Die Neo-Station in der Hauptstadt platzt aus allen Nähten und das Gebäude selbst braucht eine dringende Renovierung (Dach und Wände). Besser wäre es eine komplett neue, größere Station zu bauen, aber dafür fehlen die Gelder.

Das alte Kinderkrankenhaus in der Hauptstadt wird zusammen mit einer italienische NGO und einer Eritreischen Baufirma komplett überholt und von ArcheMed teils neu eingerichtet. Hier soll auch die allererste Kinderonkologie des Landes entstehen.

Der Ausbau der Schule im traditionelle Dorf Doroq geht gut voran, und die Kinder bekommen helle Klassen und ein Toilettengebäude. Im Dorf leben hauptsächlich Menschen vom Stamm der Bilen, bei denen die weibliche Beschneidung noch weit verbreitet ist. Zusammen mit Einheimischen klärt Arche Med über die körperlichen und mentalen Folgen einer Genitalverstümmelung auf. Die Dorfältesten, die Kirche, Schüler und natürlich die Frauen und Männer sind alle involviert. Es werden Dokumentarfilme gezeigt, und die Schüler produzierten ein Theaterstück, indem eine Genitalverstümmelung simuliert wird. Die Menschen schauen sich das mit versteinerten Gesichtern an und manche weinen. Anschließend wird das Thema diskutiert, und das versammelte Dorf trifft die Entscheidung, in Zukunft keine Genitalverstümmelungen mehr zu praktizieren. So eine Aufklärungs-Kampagne braucht mindestens zwei Jahre, damit sich das Thema in den Köpfen fest setzen kann. Eine großartige Arbeit – vor allem von den lokalen Leuten, die natürlich mit den verschiedenes Stammes-Sprachen und Kulturunterschieden vertraut sind.

Natürlich wird auch das Eselsprojekt fortgeführt. Es ist so wichtig, den Haushalt und insbesondere die jungen Mädchen zu entlasten, schwere Wasserkanister von den Wasserstellen nach Hause zu schleppen.

Interessante und informative Dokumentationsfilme sind zu sehen unter www.archemed.org/medien/mediathek, dort gibt es auch einen Film über das Eselprojekt